Nach einer erholsamen Nacht im TripInn Hostel in Westport ging es am nächsten Morgen nach Franz Josef. Es würde ein langer Tag im Bus werden. Im Sonnenschein los fahrend zogen immer mehr Wolken auf und der Tag wurde grau und der Nieselregen begann.
Glücklicherweise machten wir öfter Halt auf der Strecke, um uns die Beine vertreten zu können. So unter anderem auch bei den „Pancake Rocks„, einer beeindruckenden Felsformation im Paparoa Nationalpark ca. 40 Kilometer nördlich von Greymouth. Den Namen erhielten die Pancake Rocks, da die Gesteinschichten wie Eierkuchen übereinander gestapelt sind. Zu erreichen sind diese Felsformationen über einen Rundweg, den „Truman Track„. Ein 15 minütiger Rundweg mit Aussichtsplattformen, der allerdings nur teilweise behindertengerecht ist. Brechen die Wellen an den Felsen, brodelt und zischt es auch in sog. „Blowholes“. Dabei schießt das Wasser wie eine Fontäne aus den Felslöchern.
Wenn man schon einmal dort ist, sollte man auch das Pancake Rocks Café besuchen. Hier gibt es – wie ich finde – sehr gute Eierkuchen (Pfannkuchen). Und als hungriger Backpacker kommt einem das Backpacker-Special sehr gelegen. Es steht nicht auf der Karte! Man bekommt drei Stück für zehn NZ Dollar anstatt einen für sechs oder sieben NZ Dollar aus dem Menü. Also einfach das freundliche Personal nach dem Backpacker-Special fragen. Wer schon gefrühstückt hat, der kann die Portion auch sehr gut teilen, denn es ist reichlich.
Nach unserem Zwischenstopp bei den „Pancake-Rocks“ fuhren wir weiter zu unserem eigentlichen Ziel, dem Franz Josef Village. Das Dorf ist der Ausgangspunkt für Touren mit dem Helikopter zum Franz-Josef-Gletscher oder verschiedenen Walking Tracks, die in ihrer Dauer von 1,5 Std. bis zu 8 Stunden variieren. Ich hatte im Hostel Franz Josef Montrose ein Vierbettzimmer für 2 Nächte gebucht. Als wir ankamen, regnete es in Strömen. Für einen Spaziergang um das Dorf zu erkunden, war das Wetter zu schlecht und für einen Spaziergang zum Gletschertal erst recht. Aber die Zeit blieb nicht ungenutzt. Während im Aufenthaltsraum eine Schar Menschen um den Fernseher versammelt war und einen Film der „Herr der Ringe – Trilogie“ ansahen, verkrümelte ich mich in mein Bett und nutzte die Zeit und die Ruhe um meine Erlebnisse aufzuschreiben.
Da das Wetter am nächsten Morgen immer noch nicht besonders gut war, konnte der Helikopter für den sog. „Heli-Hike“ zum Franz Josef Gletscher nicht starten. Ich hatte ihn ohnehin nicht gebucht, aber einige meiner Straymates. Es kostet 400 NZ Dollar mit dem Helikopter hoch zu fliegen und eine geführte Tour in der bizarren und außergewöhnlichen Eiswelt zu machen. Das Geld erhält man natürlich wieder. Wie ich immer wieder hörte, soll es ein tolles Erlebnis sein.
Als es gegen elf Uhr weniger regnete und schließlich ganz aufhörte, beschloss ich mich auf den Weg zu machen um wenigstens das „Gesicht“ des Gletschers zu sehen. Es gibt auch eine geführte „Glacier-Valley-Tour„, aber ich machte den Weg auf eigene Faust. Es gibt auch einen Shuttle-Bus. Da der jedoch nur stündlich fährt und ich ihn um einige Minuten verpasste, ging ich zu Fuß zum Parkplatz und damit auch zum Eingang des Gletschertals. Mit ausreichend Wasser, ein paar Broten im Rucksack und vor allem wärmender Funktionskleidung ausgestattet, machte ich mich im Shirt und kurzer Hose auf dem Weg. Vom Village aus führt der Weg zunächst über eine Brücke, unter der sich das Gletscherwasser und der Regen der vergangenen Tage tosend ihren Weg bahnten. An der Straße und dem Fluss entlang zeigen Schilder den Weg zum Gletscher. Was man allerdings verpasst, wenn man den Shuttle-Bus nimmt, ist ein wunderbarer Weg durch urzeitlichen Regenwald. Erreicht man nach ca. einer Stunde den Parkplatz kann man sich zwischen mehreren Walking-Tracks entscheiden. Ich entschied mich für den Valley-Walk, der in 45 Minuten durch eine Landschaft von Wasserfällen und mit Moos bedeckten Felsen zum Gletscher führt. Während des Weges wurde es langsam immer kälter und ich war froh, dass ich eine entsprechende Ausrüstung im Rucksack dabei hatte.
Am Gesicht des Gletschers angekommen, konnte man nicht besonders nah heran. Ein unübersehbares Schild und ein Zaun weist darauf hin, wie gefährlich ein weiterer Spaziergang dorthin sein kann und in der Vergangenheit Menschenleben gekostet hat. Und leider muss man auch sagen, dass sich das Eis des Gletschers in den letzten 5 Jahren sehr zurückgezogen hat (Erderwärmung lässt grüßen). Es wehte ein sehr kalter Wind und nach meinem Lunch auf den Felsen, machte ich mich wieder auf den Rückweg. Insgesamt war ich 4 Stunden unterwegs. Der Weg kann auch in 3,5 Stunden oder weniger zurückgelegt werden. Aber ich nahm mir Zeit diese einmalige Landschaft zu genießen. Im Hostel angekommen, zauberte ich mir mein Abendessen und lernte Ankili aus Holland kennen. Da es noch früh am Abend war, beschlossen wir gemeinsam etwas zu unternehmen und besuchten die „Glacier Hot Pools„, ein Spa, das 3 verschiedene Pools mit Temperaturen ab 36 Grad aufwärts zum Relaxen anbietet. Entspannt fiel ich anschließend in mein Hochbett.
Mein Fazit zu Franz Josef: Eine einzigartige landschaftliche Veränderung innerhalb nur weniger Kilometer, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Die Küste, urzeitlicher Regenwald und Gletscher liegen wie nirgends auf der Welt so nahe beieinander. Alternativ zum Franz Josef Gletscher hat man auch die Möglichkeit den nur ein paar Kilometer entfernten Fox Gletscher zu besteigen, dessen Touren kostengünstiger angeboten werden, als die Touren zum Franz Josef Gletscher.