Nelson – Neuseelands geographisches Zentrum

Mein sog. „re-travel“ von Picton mit dem Stray Bus hatte geklappt. Nach wenigen Stunden erreichte ich das Zentrum von Nelson. Ich freute mich, dass ich endlich einmal genug Zeit zum Reflektieren der letzten Wochen hatte und auch Zeit, um die Gegend ohne Zeitdruck zu erkunden, und das in mehr als 1,5 Wochen. Die Zeit schien unendlich zu sein, gemessen an meinen bisherigen Aufenthalten in den Orten der Südinsel.
Zunächst schleppte ich meinen Riesenbackpack zum „Aurora-Hostel“ und machte mich auf den Weg zum „geographischen Mittelpunkt Neuseelands“. Ein schöner Walkingtrack durch eine am Berg gelegene Farm mit Schafen und Blick über die Küste, ein Spaziergang über das historische Zentrum „Founders Heritage Park“ sowie den „Japanischen Garten“ rundete meine Outdooraktivität an diesem Tag ab. Zurück zum Dinner war es immer noch schön warm in Nelson und ich brauchte ich zum ersten Mal am Abend keine Jacke!

Im Aurora-Hostel schlief ich zum Glück nur eine Nacht. Ich musste feststellen, dass es noch schlechtere Unterkünfte als das „Base“ gibt. Küche dreckig, alles klebte, der Mülleimer quoll über. Das Haus an sich ein Labyrinth aus Zimmern, Duschen und Toiletten. Die Französin, die mit mir im Zimmer schlief, fand es ganz toll und gemütlich dort. Ich möchte ja nicht wissen, wie sie zu Hause wohnt. Mein Gepäck hatte überhaupt keinen Platz, und wenn man das Zimmer verließ, stolperte man ständig über den Mülleimer. Am nächsten Tag stand ich völlig gerädert auf. Schlafen war kaum möglich in diesem Hochbett. Die Matratze war fürchterlich durchgelegen. Ich lag in einer Ritze in der Mitte, konnte mich weder nach links noch nach rechts drehen. Darüber hinaus waren vor dem Haus Bauarbeiten, die die ganze Nacht hindurch dauerten.

Auf dem Walkway des Sir Stanley Whitehead Parks

Wie freute ich mich auf mein Doppelzimmer zur Einzelnutzung im „Beachhostel„. Es ist zwar etwas über 2 Kilometer von Nelson Zentrum entfernt, aber dafür liegt es in unmittelbarer Nähe zum „Tahunanui Beach„. Ich kaufte mir eine Zehnerkarte für den Bus und nahm den Bus um neun Uhr, in der Hoffnung ich konnte vielleicht schon früher einchecken.

Tahunanui Beach – kristallklares Wasser und flach abfallend. Ein Paradies für Kite-Surfer

Im Beachhostel angekommen und durch Nicky, einer Angestellten, herumgeführt, fühlte ich mich gleich total wohl. Wie mir beim Schreiben wohl gerade auffällt, habe ich von dem gemütlichen Ambiente in den Gemeinschaftsräumen gar kein Foto gemacht. Die Küche ist wunderbar ausgestattet und Kaffee und Tee gibt es auch zur freien Verfügung. Nicky und ihre Crew sowie ein paar Langzeitmieter, die während der Woche in Nelson arbeiten und am Wochenende nach Hause fahren, sind für mich in der Zeit in Nelson wie eine Familie gewesen. Auch einiger der Backpacker versuchten ihre Aufenthalte immer wieder zu verlängern, weil dieses Hostel einfach ein besonderes Flair hat.

 

Ich erkundete die Umgebung fast jeden Tag zu Fuß oder joggender Weise. Von meiner Busfahrkarte machte ich keinen Gebrauch mehr und verschenkte sie am Ende an einen Backpacker. Es verging auch fast kein Tag, an dem ich nicht am Strand war. Relaxen stand für mich sowieso an erster Stelle und auch mich mal wieder gesund zu ernähren. Wenn man an einem Ort länger bleibt, kann man auch viel besser einkaufen. Und so fand ich einen Gemüsestand gleich um die Ecke vom Hostel, der Obst und Gemüse zu extrem niedrigen Preisen verkaufte. Ich brauchte also gar nicht mehr in die jeweils über zwei Kilometer entfernten und überteuerten Supermärkte zu gehen
.

Einen Tag mietete ich mir ein Fahrrad und erkundete die ca. 30 Kilometer entfernte Insel „Rabbit-Island“ und den kleinen Ort „Mapua“ mit der Fahrradfähre. Der Weg führt durch ein Landschaftsschutzgebiet und ist einen Tagesausflug wert. Von Nelson aus ist auch nicht mehr weit zum Abel Tasman Nationalpark. Man kann schon von Nelson Tagestouren machen, allerdings sollte man sich mehr Zeit zum erkunden nehmen.

Mit der Fahrrad Fähre von Rabbit Island zurück nach Mapua

Meine Zeit verbrachte ich auch damit Berichte zu schreiben oder die Bilder meiner Reise zu sichern. Ich musste häufiger zwischendurch das Zimmer wechseln, da ich mir auch nicht die ganze Zeit ein Doppelzimmer mit Kingsize-Bett erlauben konnte, oder da das Zimmer nicht für die ganze Zeit verfügbar war. Auch musste ich den Aufenthalt in Wellington buchen. Ich plante dort länger zu verweilen anstatt nur ein oder zwei Nächte. Ich fand eine Unterkunft für fünf Nächte über AirBnB, die ziemlich zentral war und erstaunlicherweise recht günstig. Ich zappelte nicht lange und schlug zu, leider ohne die Bewertungen genau zu lesen (siehe auch Wellington, der dritte Versuch), denn die Hostels waren wegen des „Homegrown-Festival“ ausgebucht. Und wie kam ich denn eigentlich nach Wellington? Zurück über Picton erschien mir nicht praktikabel, da ich viel Zeit verlieren würde ohne dabei Neues zu sehen. Im kleinen Picton war ich ja nun schon dreimal.

Also beschloss ich den Weg abzukürzen und buchte einen Flieger von Nelson nach Wellington. Was ich bei der Buchung jedoch nicht wusste, dass ich eine kleine Cessna gebucht hatte und wir nur zu elf Passagieren reisten. Das wurde mir erst beim Check In am kleinen Flughafen klar. Die Maschine hatte jedoch eine Stunde Verspätung und so bekamen die Gäste ein Getränk oder ein Sandwich spendiert, um die Wartezeit zu verkürzen. Ich hatte Glück und bekam sogar ein Sandwich und ein Getränk. Ich war erstaunt, dass es überhaupt eine Entschädigung gab. In Neuseeland offenbar ja. Der überaus nette Angestellte rief uns später zum Schalter und begleitete uns zur Maschine. Die Fluggesellschaft, mit der ich dann meinen Scenic Flight über die Marlborough Sounds unternahm, heißt „Soundsair„. Es war ein ganz schön ruppeliger Flug mit einer Menge Wind. Glücklicherweise bin ich nicht reisekrank geworden, obwohl es sehr viele Luftlöcher gab.

Mit der Cessna von Nelson nach Picton
Mein Fazit zu Nelson: Wer sich einfach mal entspannen möchte, ist in Nelson gut aufgehoben. Besonders der Strand von Tahunanui eignet sich sehr zum Schwimmen und auch Baden im Gegensatz zu den restlichen Stränden Neuseelands. Es geht flach hinein und durch eine Sandbank wird das Wasser bei Ebbe zwischen Strand und Sandbank angenehm aufgewärmt. Ideale Verhältnisse auch für Kitesurfer oder solche, die im flacheren Wasser lernen möchten. Am Strand kann man auch Kayaks und Stand Up Paddle Boards (SUP) mieten oder auch an SUP-Yoga-Kursen teilnehmen (im neuseeländischen Sommer).
Wer sich für Museen interessiert, sollte mal im Museum „World of Wearable Art & Classic Cars“ vorbeischauen. Neben aufwändigen Bühnenkostümen können auch Oldtimer besichtigt werden. Nicht weit entfernt in der Nayland Road liegt auch das Broadgreen historic house, wo man sehen kann, wie hier einst die Siedler lebten und den angrenzenden Garten für einen Spaziergang durch duftende Rosen nutzen. Wer mobil ist, kann mit dem Auto einen Ausflug in den Nelson Lakes Nationalpark unternehmen und im klaren Wasser der Seen schwimmen (was aber eher frisch ist). Auch Weintouren zwischen Picton und Nelson sind sehr beliebt, denn hier liegt ein wichtiges Weinanbaugebiet.

Schreibe einen Kommentar