Nach wunderbar erholsamen 1,5 Wochen im sonnigen Nelson sitze ich nun in Wellington um 4:46 Uhr morgens im Bett und schreibe diese Zeilen. Meine Nacht war abrupt um 04.02 zu Ende als in der Küche, die sich über meinem Zimmer befindet, laut herumgepoltert wurde und nach wenigen Minuten auch laute Musik ertönte. Offensichtlich war mein airbnb Gastgeber nach Hause gekommen, denn ich konnte seine Stimme zwischen dem Getöse ausmachen. Er war nicht alleine. Sein Gegröle zur Musik wurde von einer Frauenstimme begleitet.
Eigentlich hatte ich ein Zimmer über airbnb gebucht, weil in Wellington an diesem Wochenende das Jim Beam Festival stattfinden sollte, und alle Hostels ausgebucht waren. Es erinnerte mich daran, dass ich das gleiche schon mal erlebt hatte, bevor ich auf die Südinsel gereist bin. Es spielte Guns’n Roses und es war nicht möglich länger in Wellington zu bleiben, außer in Unterkünften, die nicht bezahlbar waren bzw. ich nicht bereit war das Geld auszugeben.
Wie zufällig hatte ich ziemlich am Zentrum eine Unterkunft entdeckt und obwohl ich schon immer mal wieder bei airbnb reingeschaut hatte, sah ich diese zum ersten Mal. Wie elektrisiert, dass 5 Nächte am Stück buchbar waren, schlug ich zu. Der Preis war unschlagbar für die Lage und ich wartete auf die Bestätigung. Da ich erst am späten Abend gebucht hatte, kam meine Bestätigung auch erst am nächsten Tag. Meine Fragen zum Pick Up Service oder wie ich alternativ am besten zu meinem Gastgeber komme, blieb jedoch unbeantwortet. Ich war jedenfalls erst einmal froh, dass ich die Unterkunft schon mal in trockenen Tüchern hatte. Die Unterkunft hatte ich gleich zu Anfang meines Aufenthaltes in Nelson gebucht und da noch genug Zeit bis dahin war, machte ich mir erstmal keine Gedanken über die Nichtbeantwortung meiner Fragen. Als ich einige Tage später jedoch immer noch keine Antwort erhielt, schaute ich mir das Airbnb Profil noch einmal an. Die Antwortrate lag bei 89 Prozent. Allerdings, und das war mir erst dann aufgefallen, hatte diese Unterkunft ziemlich viele schlechte Bewertungen erhalten. Die meisten handelten davon, dass das Haus unbedingt renoviert werden müsse, was ich im Nachhinein auch auf jeden Fall bestätigen kann. Leider aber auch, dass es sich eher um eine Art Wohngemeinschaft handelt als um ein sog. Airbnb und dass es ziemlich laut im Haus zugehe. Als ich mir daraufhin die Stornierungsbedingungen ansah, hätte ich 7 Tage vorher stornieren können und trotzdem 50 Prozent des Gesamtpreises bezahlt. Nicht begeistert, beschloss ich es erstmal dabei zu belassen und mich darauf einzulassen.
Naja, das war die erste Nacht, es kehrt endlich Ruhe ein. Ich hätte nicht übel Lust gleich um 8 Uhr mit einem Kochtopf im Flur zu stehen und darauf laut mit einem Kochlöffel Alarm zu schlagen…einfach nur so. Und ich wollte am Abend schon Hot Yoga für 90 Minuten ab 8 Uhr buchen. Jetzt bin ich so müde, die Augen brennen, werde mindestens bis 10 oder 11 schlafen…mal sehen was Wellington noch so bringt.
Die nächsten Tage verliefen relativ ruhig im Haus. Meinen Gastgeber habe ich bis zu meinen Abreisetag nicht mehr gesehen. Ich genoss endlich mal das schöne Wetter in Wellington und sah mir vor allem die freien Konzerte an, die im Rahmen des „Homegrown-Festival“ gespielt wurden. An dem Festivalwochendende fand auch das größte Straßenfest Neuseelands in Newtown, einem Stadtteil von Wellington statt. Dort verbrachte ich fast den ganzen Tag und hörte auch hier den Bands bei ihren Gigs zu. Gutes Essen gab es an fast jeder Ecke und am Ende auch eine Parade durch den Stadteil Newtown.
Am Abreisetag musste ich schon um sechs Uhr in der Früh das Haus verlassen. Tatsächlich traf ich meinen Gastgeber an. Er kam gerade von seiner Sauftour zurück und polterte gegen halb sechs in die Küche, als ich gerade mein Frühstück zubereitete. Er war ziemlich überrascht, dass ich schon ging und wollte mich überreden mit ihm noch Jim Morrison zu hören und Jim Beam zu trinken. Ich lehnte fünfmal dankend ab und war froh, als ich endlich das Haus verließ. Raus aus diesem Irrenhaus und auf zu meinem nächsten Stopp: Taupo, ich komme!